Veränderungen

Liebes virtuelles Tagebuch,

wie war das noch mal mit dem Bloggen? Wie geht das noch mal? Ach ja, einfach drauf los tippen und sich alles von der Seele reden, das da so draufliegt?

Na gucken wir mal, wie das klappt. Was ich dir auf jeden Fall erzählen kann, ist was sich seit meinem Weggang von WordPress 2018 alles so verändert hat. Insgesamt ist das, glaube ich, eine ganze Menge und irgendwie nichts.

Ich bin älter geworden, klar. Ich bin nun 30 Jahre. Aber keine Sorge, damit geht es mir gut, denn meine Midlifecrisis hatte ich bereits mit 29. Meine biologische Uhr hat bereits im vergangenen Jahr Demo-Schilder gebastelt und mich innerlich mit diesen verprügelt. Was auf den Schildern draufstand? „Wat is‘ mit ’nem KIND?!“ zum Beispiel. Ja, meine biologische Uhr ist nicht sehr poetisch, dafür aber laut und eindringlich. Ich habe ihr versucht ruhig und sachlich zu erklären, dass ich noch nicht bereit bin, mich von meinem Beruf zu trennen und dass auch mein aktuelles Privatleben nicht geeignet ist, um ein Kind hineinzusetzen. Hat mein Inneres nur sehr schwer akzeptieren können und manchmal gehe ich an den paar gehäkelten und gestrickten Dingen vorbei, die ich mal für eine mögliche Mini-Nili gemacht habe und seufze laut.

Im letzten Absatz befinden sich zwei weitere Punkte mit Veränderungen. Punkt 1: die Arbeit. Ich bin immer noch Industriemechanikerin bei derselben Firma, mache immer noch Vollkonti (Schichtarbeit mit Früh-, Spät- und Nachtschicht). Durch eine komplette Umstrukturierung in unserem System hat sich seitdem trotzdem viel verändert. Und, nachdem ich Zeuge eines schlimmen Arbeitsunfalls meines fachlichen Vorgesetzten vor über einem Jahr wurde, habe ich seitdem seine Vertretung übernommen. Ich will nicht lügen, es war ein Sprung ins Eiswasser. Es war – es ist – oft hart, stressig, (über-)fordernd, belastend. Aber es hat mich beruflich und persönlich weitergebracht. Ich bin mit meinen Aufgaben gewachsen und kann mich selbst mittlerweile viel besser reflektieren. Ich weiß, wann ich einen guten Job mache und ich weiß, wann es mir über den Kopf wächst. Lange Zeit hatte meine biologische Uhr einen besten Kumpel, der Selbstzweifel. Beide haben mich mit vereinten Kräften versucht fertig zu machen. Zuspruch bekamen sie dazu noch von meinen eigenen Erwartungen und meinem Streben nach Perfektion. Was ich mache, muss immer 100% sein. Alles darunter ist inakzeptabel. Ein Anspruch, der unmöglich umzusetzen ist und ich konnte zum Glück, nach vielen miesen Träumen und schlechten Nächten, die Notbremse ziehen und habe gelernt klarzukommen, mich selbst zu bremsen und zu akzeptieren, dass auch manchmal „befriedigend“ noch immer „gut genug“ ist.

Punkt zwei des genannten Absatzes: die Liebe. Ich habe in den vergangenen Jahren einiges hinter mir, das mich innerlich bis heute sehr beschäftigt. Es ist aber auch nichts, worüber ich öffentlich reden möchte, weil ich das zum Teil noch immer nicht privat kann und am allerwenigstens im Zwiegespräch mit mir selbst. Deswegen lassen wir das lieber. Ich kann nur so viel sagen: 2019 habe ich die eine Beziehung verlassen, um mich in eine sehr intensive andere zu stürzen, die mir im Guten wie im Schlechten alles abverlangt hat. Seit einem halben Jahr bin ich nun Single und wohne alleine und ich stelle mir seither oft die Fragen „wer bin ich (noch)? Was ist übrig von mir?“.

Zu meinen Hobbys: Meine liebste Beschäftigung ist noch immer das Häkeln. Aber ich schreibe nahezu keine Anleitung mehr. Ich stricke ebenfalls sehr gerne, kann mittlerweile sogar Sockenstricken! Das war viele Jahre ein großer Wunsch, denn ich liiiiiebe gestrickte Socken! Außerdem habe ich mit dem Sticken begonnen. Mag ich auch richtig gerne, müsste ich allerdings noch mal weitermachen. Doof, dass die Tage alle nur 24 Stunden haben. Außerdem höre ich mittlerweile für mein Leben gerne (oh, auch eine bemerkenswerte Formulierung in dem Zusammenhang) True-Crime-Podcasts! Ganz weit oben sind in der Liste „Weird Crimes“ und „Verbrechen ohne richtigen Namen“. Frag mich nicht, wieso mich das alles so interessiert, aber ich höre mir sowas einfach sehr gerne an. Neben Verbrechens-Podcasts laufen bei mir aber auch noch weitere wie „Psychologie To Go“ (dort war ich Anfang des Jahres auch Live) und „Podcast ohne richtigen Namen“. Ansonsten gucke ich mittlerweile auch endlich wieder Let’s Plays. Warum endlich wieder? Naja das hängt auch mit dem Absatz über diesem zusammen und den Weg zurück zu mir selbst zu finden.

Und ganz rein privat? Was hat sich da geändert? Ich habe immer noch die besten Eltern auf diesem Planeten, die mich uneingeschränkt unterstützen, zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar sind, die mich in einer ganz schweren Zeit begleitet und mir sehr geholfen haben! ♥ Was ich aber nicht mehr habe, ist eine beste Freundin, zumindest keine in meinem Alter. Mit dem prekären Absatz oben, über den ich nicht weiter sprechen möchte, sind alle meine (weiblichen) Freundschaften zerbrochen. Während ich in der Zeit, in der ich verlobt war, nicht wusste, welche der drei Freundinnen meine Trauzeugin sein könnte, sind innerhalb von knapp anderthalb Jahren alle Freundschaften nach und nach kaputt gegangen. Naja, Lebensumstände ändern sich, Menschen ändern sich und leider ändern sich auch viele Versprechungen (z.B. „ich lasse dich niemals im Stich“, „Ich lasse niemals zu, dass du an Dingen kaputt gehst“ und „Ich bin immer für dich da!“). Nie ist einer allein Schuld, wenn zwei Menschen aufeinandertreffen. Jeder trägt seinen Teil bei, aber verdammt – ich hätte manchmal wirklich gut eine Freundin brauchen können! Ich war lange Zeit so enttäuscht, so einsam, wollte es nicht hinnehmen und hab es bei allen dreien noch z.T. mehrfach versucht. Aber manchmal bleibt einem nichts anderes übrig als zu akzeptieren. Eine dieser Freundinnen sagte mir als Begründung, dass sie glaubt wir tun uns nicht gut und dass wir zu unterschiedlich sind um uns gute Freundinnen zu sein. Über dieser Nachricht habe ich geweint, denn mittlerweile wusste ich auch, dass eine „nicht so gute Freundschaft“ immer noch besser war als gar keine. Aber auch dieses Thema gehört der Vergangenheit an. Ich habe meine Lehren daraus gezogen. Wer wirklich hinter einem steht, sieht man leider nur, wenn es wirklich dunkel wird. Und – ein Glück – ganz alleine war ich nicht, denn wo sich Türen schließen, öffnen sich andere. Und so bekam ich eine tolle Arbeitskollegin dazu (was in einem reinen Männerbetrieb schon bemerkenswert ist) die zwar 20 Jahre älter ist als ich, aber die mir sehr weitergeholfen hat und mich seeeehr unterstützt hat! Außerdem handarbeitet sie ebenfalls gerne, also sind wir uns auch in diesem Punkt nahe. Und außerdem ist da noch mein „Manager“, der Ideengeber von choconili, mein bester Freund und Seelenverwandter, mit dem ich über ALLES reden kann. Und dann ist da auch noch jemand, auf den ich mich immer verlassen kann. Obwohl ich ihn damals Hals über Kopf verließ, obwohl ich mich sicherlich oft nicht richtig verhielt, weswegen mich jahrelang Schuldgefühle plagten, der mir immer hilft die Kohlen aus dem Feuer zu holen und den ich eigentlich gar nicht verdient habe. Und es gibt noch seine Eltern, meine „Ex-Schwiegereltern in spe“ sozusagen, bei denen ich noch immer so natürlich ein- und ausgehen kann, wie in meinem eigenen Zuhause. Zu deren Haus ich einen Schlüssel besitze. Wo mich meine süße Lucy immer so überschwänglich schwanzwedelnd begrüßt, als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt ♥ Meine süße Lucy, der ich in den vergangenen Monaten oft das Fell nass heulte, bei der ich mich entschuldigte und genau wusste, dass ich es nicht brauche. Ja, auch Lucy ist Teil der Veränderung seit 2018. Sie war mein Hund, aber ehrlich gesagt, glaube ich fest daran, dass sie eigentlich ein Engel ist. Ein weiterer bekannter Weggefährte von mir ist mittlerweile auch noch die Schuld. Ein Schatten, der mich nicht loslässt und mir in den letzten Monaten kaum Platz zum atmen ließ. Aber wir werden besser miteinander, wir lernen uns gegenseitig zu akzeptieren und zu verstehen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass mein Engsten- und Vertrautenkreis ganz, ganz klein ist. Kleiner, als ich mir oft wünsche. Aber er ist wertvoll und vielfältig. Mit Menschen, die bewiesen haben, dass sie wirklich alles für mich tun würden. Mich niemals hängen lassen werden, denen ich niemals lästig werde. Das sind Menschen, für die es sich für mich zu Leben lohnt. Ja, klingt furchtbar dramatisch. Aber in dunkelsten Stunden hat mich dieser Gedanke aufrecht gehalten. Da sind Menschen, die mich vermissen würden, wirklich vermissen würden. Und wenn man das im Leben hat, dann ist man reich, oder?

So, liebes virtuelles Tagebuch, da hast du dir nun einiges anhören dürfen. Aber es waren nun auch immerhin 5 Jahre, da ist halt viel passiert. Obwohl, was meinst du? Ich denke noch immer, dass sich irgendwie alles und nichts geändert hat. Denn hier sitze immer noch ich, Cindy, blond, meist oft sehr dreckige Mechanikerin, mag Handarbeiten und Let’s Plays, ist manchmal ein bisschen schusselig. Immer noch ich, nur ein paar Jahre älter, um ein paar Erfahrungen reicher. Wusste ich denn vorher so genau wer ich bin? Und ist diese Frage wirklich so wichtig?

Liebste Grüße,

Cindy alias choconili

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